Im Frühjahr bei 10,2 Grad Wassertemperatur machten wir unsere erste Session 2012 am Kanal. Leider musste ich einige Stunden aufgrund eines Geburtstages warten um los fahren zu können. Endlich war es so weit und mein Vater holte mich ab. Kurz darauf bauten wir auf und brachten die Ruten mit dem Boot raus.

Wir bestückten unsere Montagen mit Tigernüssen und selbstgerollten Boilies. Als erstes haben wir uns erst einmal leckere Fischstäbchen gemacht. Der erste Tag und die ganze Nacht waren wie tot. Die einzigen Fische, die wir gesehen hatten waren unsere Fischstäbchen. Am nächsten Morgen packten mein Vater und ich frustriert zusammen. Wir hatten uns vor allem von dieser Stelle viel versprochen. Also, ab nach Hause um noch einige Sachen zu holen und wieder zurück ans Wasser, denn es war eigentlich klar wo wir als nächstes hin wollten. Wir machten uns auf den Weg in den Hafen zu einer alten Stelle an der wir schon einige gute Karpfen fangen konnten.

Als wir ankamen liefen wir vorerst die zwei Hafenbecken links und rechts ab. Als dort nichts zu beobachten war, dachte ich mir, dass wir hier nichts fangen würden. Deswegen machten wir uns wieder auf den Weg um andere Kanalabschnitte anzugucken. Wir fuhren überall herum und nichts hat uns zugesagt. Die eine Stelle ist zu weit zu laufen mit all dem Gepäck. Die andere Stelle gefiel uns einfach nicht. Also entschied mein Vater wieder in den Hafen zu fahren um es dort zu versuchen. Schnell war alles aufgebaut.

Die erste Rute pendelte ich mit einem Orange-Boilie, dessen Zutaten ich bei der Fa. CF-Baits gekauft hatte, zwei Meter von der Spundwand weg neben ein bisschen Bodenkraut. Die nächste Rute legte ich mit dem Boot auf eine Entfernung von ca. 120 Metern an einem Schild ab. Die nächste Rute legte ich an das gegenüber liegende Ufer mit einem Partikelmix aus Hanf, Weizen, Mais und Tigernüssen.

Ich war fertig und mein Vater wollte sich auf den Weg machen seine Ruten ebenfalls raus zu fahren. Plötzlich sprang auf der anderen Seite ein schöner Fisch. Wenn an dieser Stelle ein Karpfen springt ist von Anfang an klar, es sind jede Menge Karpfen da. Mein Vater sprang ins Boot und ruderte so schnell wie noch nie. Er brachte sofort die erste Rute mit einem Fisch-Boilie zur anderen Seite. Danach legte er die nächste Rute mit einem Schneemann aus einem Orange-Boilie und einem Tutti-Frutti Pop-Up kurz über die Mitte des Kanals ab. Ein bisschen Partikel dabei füttern und gut ist. Die nächste Rute legte er in der Mitte mit zwei Tigernüssen ab. Erst einmal hinsetzten und etwas trinken. Die Sonne schien und das Wasser war nur leicht gekräuselt.

Keine 20 Minuten später meldete sich die erste Rute mit den zwei Tigernüssen in der Mitte. Nach einem schönem Drill lag der erste nette Spiegler im Keschernetz. Schnell war er gewogen und abzüglich der Wiegeschlinge ergab das Gewicht 25 Pfund. Ein übergeiler Auftakt! Schon bei der zweiten Session den ersten Fisch und gleich so einen guten. Schnell ein paar Bilder machen und wieder ins Wasser setzten.

Wieder sprangen auf der anderen Seite Fische. Sofort war die Rute neu bestückt und mein Vater machte sich ins Boot. Als er die Rute abgelegt hat und gerade am Füttern war, gab es zwei Pieper an seiner anderen Rute und der Swinger stand unter dem Blank. Sofort nahm ich die Rute auf welche kurz über der Mitte mit dem Schneemann lag. Der Fisch kam keine 2 Minuten darauf an die Oberfläche und ich sagte zu meinem Vater es wäre nur ein kleiner. Als er nur noch ca. 15 Meter entfernt war sah ich, es ist eine Bombe! Er müsste mindestens 17-18kg haben sagte ich.
Nachdem ich ihn zweimal gesehen hatte zeigte er sich nicht mehr. Der Drill war als hätte man eine 5x5 Meter großen Teppich an der Angel. Der Fisch kam zum Rand und stellte sich mit seinem ganzen Gewicht nur dagegen. Er schwamm ganz langsam wieder in Richtung Mitte, doch ich konnte ihn nicht stoppen. Als er wieder dort angekommen ist wo er gebissen hat, konnte ich ihn wieder zu mir heran holen. Nach ca. 15 Minuten merkten wir, lange wird er nicht mehr schaffen und sahen seinen Schatten im tiefen Wasser. Mein Vater sagte nur zu mir:

Marvin, dass ist eindeutig dein Rekord!

Ich konnte es gar nicht glauben und wurde immer zitteriger und bekam von Flucht zu Flucht mehr Angst, dass er aussteigen könnte. Dann kam er kurz vor dem Kescher zur Oberfläche und ich sah sein weißes Schwanzende. Mir ging sofort ein Karpfen durch den Kopf, den mein Vater vor 6 Jahren mit 32 Pfund und vor 4 Jahren mit 41 Pfund fangen konnte. Beide Male konnte er ihn an der gleichen Stelle fangen, an der wir jetzt saßen. Außerdem wurde er vor zwei Jahren mit 52 Pfund gefangen. Ich dachte mir das kann nicht sein, so ein weißes Schwanzende haben Wahrscheinlich viele Karpfen. Endlich war der Karpfen bereit zum Keschern. Da die Spundwand so hoch ist, haben wir den Fisch nicht richtig in den Kescher bekommen. Beim zweiten Versuch war er endlich im Netz.

Ich dachte jaa jaa,  verarschen kann ich mich auch selber. Kurz darauf brachen alle meine Emotionen aus mir heraus und ich dachte ich wäre der Godfather of Carpfishing. Ich packte die Waage, welche 30 kg hebt aus und hing sie an die Wiegeschlinge. Plötzlich stand nur 29,xxx kg auf der Waage und danach ERROR ! Ich konnte es nicht glauben, ich hatte einen Karpfen über 30 kg gefangen wofür die meisten nach Frankreich und Co. fahren. Bis jetzt war mir noch kein Karpfen in unserem Kanal über 30 kg bekannt.

Natürlich wollte ich das genaue Gewicht haben und wir fingen an herum zu telefonieren. Ich wusste ich habe ein 50 kg Waage zu Hause, aber ich komme jetzt nicht so leicht dort hin. Sofort machte sich mein Vater auf den Weg nach Hause um nach einer großen Waage zu gucken, er fand aber nichts. Nach gefühlten 100 anrufen, erreichte ich meine Mutter welche mir meine 50kg Waage bringen konnte. Schnell hingen wir den Fisch wieder an die Waage und sie zeigte an : 31,10 kg!!! Sofort hingen wir die Wiegeschlinge alleine an die Waage. Sie schwankte zwischen 1,1kg und 1,05kg. Also war klar, der Fisch hat 60 Pfund und 50 gramm. Was für ein Monster.

DerKanalrekord ist geknackt! Jetzt aber war mir klar, dass ist der Karpfen den wir schon einmal hatten. Das konnte man nicht nur an der Flosse sehen, sondern auch an einer Nabe an der Seite. Jetzt dachte ich mir nur, wie soll ich es schaffen den Fisch ordentlich in die Kamera zu halten. Am Anfang konnte ich ihn für 1-2 Bilder hoch heben. Da ich 14 Jahre alt bin, sind meine Finger nicht so groß, dass ich den Fisch richtig greifen kann. Meistens ist er mir aus den Händen gerutscht, weil ich keine halt gefunden habe. Am Ende aber ging gar nichts mehr und ich bekam den Karpfen nicht mehr hoch. Jetzt nur noch den Fisch gut zurücksetzten und weiter machen.

Ein großer Vorteil war, dass wir unser Boot dabei hatten um ihn ordentlich zurücksetzten zu können. Noch einmal betrachtete ich ihn und ließ ihn schwimmen. Mein erster Kanalfisch 2012 ! Nachdem wir es ein wenig verdaut haben, brachten wir die Rute neu raus. Komisch war, dass keine Fische mehr gesprungen sind. Nach dem gelungenem Saisonstart gönnten wir uns ein paar leckere Würstchen. Die Nacht brach ruhig an und so hörte sie auch auf. Wir konnten leider keinen Karpfen mehr fangen, aber mit dem Ergebnis waren wir mehr als zufrieden! Mein erster 60er in meinem Leben, gleich in der zweiten Nacht. Mein PB um 12 kg aufgestockt ! Dann packten wir zusammen um nach Hause zu fahren.


Ich denke so können die Osterferien beginnen.
Im Kanal vor der Haustür sitzen die Dicken!

Gruß Marvin Kreuzberg